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Bilder an den Wänden, Skulpturen im Foyer - bei
DATEV ist Kunst allgegenwärtig. Welche Rolle spielt Kunst bei
unserer Genossenschaft, was soll sie bewirken? Darüber
diskutierten stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Wolfgang Stegmann und Johannes Häfner, der unter anderem das
Internet-Café in DATEV-Standort II gestaltet hat.
Häfner: Kunst ist für mich wie ein Befreiungsschlag.
Hinter jedem Kunstwerk steckt eine Kraft, die sich
aufstaut und dann entlädt. Leider wird das in unserer
heutigen Gesellschaft oft nicht verstanden. Ich bemerke
immer wieder einen Bruch im Kunstverständnis, den
man bis ins 18. Jahrhundert so nicht kannte.
Stegmann: So düster sehe ich es nicht. Jeder von uns wird
tagtäglich mit Kunst konfrontiert. Bereits als Kind ging ich,
wenn auch oft widerwillig, mit meinen Eltern in Museen.
Heute schaue mir mit meinen Kindern gern die alten Meister
an. Dabei muss man nicht unbedingt etwas von Kunst verstehen. Sie
kann allein durch die optischen Reize wie Farbgebung
beeinflussen. Außerdem hat sicherlich jeder schon einmal die
Erfahrung gemacht, dass Kunst starre Denkstrukturen
aufbrechen kann.
Häfner: Da Kunst zur Diskussion zwingt und kritische
Stimmen zulässt. Daher muss sie nicht unbedingt gefallen, kann
und soll auf Widerstand stoßen. Damit das aber funktioniert, muss
sie als Kunst erkennbar sein. Läuft man 100-mal vorbei, ohne sie
zu registrieren, hat sie ihr Ziel verfehlt. Nimmt Kunst aber Raum
ein und wird bewusst,
ist die Hälfte der Miete gewonnen.
Grünfink: Haben Sie das beim Internet-Café?
Stegmann: Ich denke schon. Es fällt auf, spricht eine
deutliche Sprache. Meine Besucher erwarten von mir innovative
Vorschläge. Das Café spiegelt solche innovativen Lösungen
wider, schon allein durch die Art, wie die Werke
an der Wand angeordnet sind. Die Bilder fallen aus dem
geometrischen Rahmen und vermitteln dadurch eine ungeheuere
Dynamik.
Häfner: Diese Dynamik sollte sich meiner Meinung auch
nach außen niederschlagen. Kunst sollte ein Werkzeug werden,
wie sich die DATEV darstellt. Eine Form der Werbung, um die
Botschaft von Innovation und Fortschritt weiterzugeben und so
das Bild von unserer Genossenschaft als Softwareschmiede und
IT-Dienstleister in den Köpfen
zu verankern.
Stegmann: Daher haben wir jetzt im Vorstand die Gründung
eines Komitees beschlossen, das die Kunstrichtung für die
nächsten drei Jahre aufzeigen soll. Die Kunstwerke sollen
einen unverwechselbaren Bezug zum Unternehmen haben. Auf
diese Weise setzen wir ganz klar eine eigene Form zu dem, was
im Unternehmen als Philosophie gilt. Wenn ein Unternehmen
keine eigene Identität hat, hat es ein Riesenproblem. Wer als
Besucher nur weiße Wände sieht, könnte rückschließen,
dass das Unternehmen genauso glatt und nüchtern mit den
Mitarbeitern umgeht. Wenn es aber offen ist für Alle und Alles,
wird das schon allein positiv
durch den ersten Eindruck vermittelt.
Grünfink: Doch Kunst ist ja, wie Sie sagen, subjektiv.
Stegmann: Daher braucht es natürlich immer auch noch
eine zweite Chance. Man muss auch Kunstwerke tolerieren
können, die einem nicht gefallen. Wichtig ist mir, Zeichen zu
setzen dadurch, dass wir Neuem gegenüber aufgeschlossen sind.
Häfner: Doch genau hier sehe ich das Problem. Nach wie
vor will die DATEV seriös sein, sei es in Anzeigen oder in
den Medien, und daher wird überall eine Handbremse gezogen. Dabei
hat sich doch sehr viel verändert. Beispielsweise durch die
Satzungsänderung, die Öffnung
nach Europa, den Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüfer-
markt. Wir müssen uns auch in den Neuen Medien fragen, wie
man uns kennen lernt. Noch wird die Ästhetik zu oft vernachlässigt
und den technischen Details untergeordnet. Sicherlich gibt es eine
Ästhetik in den Programmen, aber
sie richtet sich immer nach bestimmten Spielregeln, es ist
erprobt, was geht. Diese Routine müssen wir durchbrechen.
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