FIRMENKULTUR KONZEPTE

  

erschienen in der DATEV-Zeitschrift "Grünfink" 12/2001,
Redaktion Birgit Schnee.

Kunst im Unternehmen
Ein Spiegelbild der
Firmenkultur 

Was ist Kunst? Bei dieser Frage gehen die
Meinungen weit auseinander. So facettenreich 
wie die Auffassung des Kunstbegriffes sind die
Interpretationsmöglichkeiten von Kunst: Sie 
kann provozieren, nachdenklich stimmen,
aufregen oder einfach nur schön sein. So auch
Kunst im Unternehmen.


Bilder an den Wänden, Skulpturen im Foyer - bei
DATEV ist Kunst allgegenwärtig. Welche Rolle spielt Kunst bei unserer Genossenschaft, was soll sie bewirken? Darüber
diskutierten stellvertretender Vorstandsvorsitzender
Wolfgang Stegmann und Johannes Häfner, der unter anderem das Internet-Café in DATEV-Standort II gestaltet hat.

Häfner: Kunst ist für mich wie ein Befreiungsschlag. 
Hinter jedem Kunstwerk steckt eine Kraft, die sich 
aufstaut und dann entlädt. Leider wird das in unserer 
heutigen Gesellschaft oft nicht verstanden. Ich bemerke
 immer wieder einen Bruch im Kunstverständnis, den 
man bis ins 18. Jahrhundert so nicht kannte.

Stegmann: So düster sehe ich es nicht. Jeder von uns wird
tagtäglich mit Kunst konfrontiert. Bereits als Kind ging ich,
wenn auch oft widerwillig, mit meinen Eltern in Museen.
Heute schaue mir mit meinen Kindern gern die alten Meister an. Dabei muss man nicht unbedingt etwas von Kunst verstehen. Sie kann allein durch die optischen Reize wie Farbgebung beeinflussen. Außerdem hat sicherlich jeder schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Kunst starre Denkstrukturen aufbrechen kann.

Häfner: Da Kunst zur Diskussion zwingt und kritische Stimmen zulässt. Daher muss sie nicht unbedingt gefallen, kann und soll auf Widerstand stoßen. Damit das aber funktioniert, muss sie als Kunst erkennbar sein. Läuft man 100-mal vorbei, ohne sie zu registrieren, hat sie ihr Ziel verfehlt. Nimmt Kunst aber Raum ein und wird bewusst, 
ist die Hälfte der Miete gewonnen.

Grünfink: Haben Sie das beim Internet-Café?

Stegmann: Ich denke schon. Es fällt auf, spricht eine 
deutliche Sprache. Meine Besucher erwarten von mir innovative Vorschläge. Das Café spiegelt solche innovativen Lösungen wider, schon allein durch die Art, wie die Werke
an der Wand angeordnet sind. Die Bilder fallen aus dem
geometrischen Rahmen und vermitteln dadurch eine ungeheuere Dynamik.

Häfner: Diese Dynamik sollte sich meiner Meinung auch nach außen niederschlagen. Kunst sollte ein Werkzeug werden, wie sich die DATEV darstellt. Eine Form der Werbung, um die Botschaft von Innovation und Fortschritt weiterzugeben und so das Bild von unserer Genossenschaft als Softwareschmiede und IT-Dienstleister in den Köpfen
zu verankern.

Stegmann: Daher haben wir jetzt im Vorstand die Gründung eines Komitees beschlossen, das die Kunstrichtung für die
nächsten drei Jahre aufzeigen soll. Die Kunstwerke sollen einen unverwechselbaren Bezug zum Unternehmen haben. Auf diese Weise setzen wir ganz klar eine eigene Form zu dem, was im Unternehmen als Philosophie gilt. Wenn ein Unternehmen keine eigene Identität hat, hat es ein Riesenproblem. Wer als Besucher nur weiße Wände sieht, könnte rückschließen, dass das Unternehmen genauso glatt und nüchtern mit den Mitarbeitern umgeht. Wenn es aber offen ist für Alle und Alles, wird das schon allein positiv
durch den ersten Eindruck vermittelt.

Grünfink: Doch Kunst ist ja, wie Sie sagen, subjektiv.

Stegmann: Daher braucht es natürlich immer auch noch 
eine zweite Chance. Man muss auch Kunstwerke tolerieren
können, die einem nicht gefallen. Wichtig ist mir, Zeichen zu
setzen dadurch, dass wir Neuem gegenüber aufgeschlossen sind.

Häfner: Doch genau hier sehe ich das Problem. Nach wie
vor will die DATEV seriös sein, sei es in Anzeigen oder in
den Medien, und daher wird überall eine Handbremse gezogen. Dabei hat sich doch sehr viel verändert. Beispielsweise durch die Satzungsänderung, die Öffnung
nach Europa, den Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüfer-
markt. Wir müssen uns auch in den Neuen Medien fragen, wie man uns kennen lernt. Noch wird die Ästhetik zu oft vernachlässigt und den technischen Details untergeordnet. Sicherlich gibt es eine Ästhetik in den Programmen, aber
sie richtet sich immer nach bestimmten Spielregeln, es ist erprobt, was geht. Diese Routine müssen wir durchbrechen.

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Birgit Schnee          Foto: DATEV eG.

Teilansicht Gestaltung Vorstands-
bereich Entwicklung der DATEV

rechts: Wolfgang Stegmann, Vorstand Entwicklung der DATEV, 
links Johannes Häfner

Bild oben und unten Wolfgang
Stegmann und ich im Gespräch